Aktionsprogramm Umwelt und Gesundheit (APUG) NRW
(Zeitraum 2000-2010)
Die Weltgesundheitsorganisation sieht Aktionsprogramme für Umwelt und Gesundheit (APUG) als ein wirksames Instrument zur Verbesserung des umweltbezogenen Gesundheitsschutzes. So haben sich die europäischen WHO-Mitgliedstaaten 1994 in einer Ministerkonferenz darauf verständigt, nationale Aktionsprogramme aufzustellen. Nordrhein-Westfalen hat bisher als einziges deutsches Bundesland ein eigenes Aktionsprogramm Umwelt und Gesundheit aufgestellt:
Nordrhein-Westfalen ist das bevölkerungsreichste deutsche Bundesland und durch eine hohe Siedlungs- und Verkehrsdichte sowie einen hohen Industrialisierungsgrad gekennzeichnet. Der aus diesen Rahmenbedingungen resultierende Druck auf die natürlichen Ressourcen hat in den vergangenen Jahrzehnten zu intensiven und erfolgreichen Anstrengungen zur Verbesserung der Umweltsituation (Luftreinhaltung, Gewässerschutz und Bodenschutz) geführt. Die Zusammenhänge zwischen Umweltfaktoren und gesundheitlichen Auswirkungen sind hinreichend belegt. Dazu haben sowohl die Fortschritte in Wissenschaft und Forschung als auch Erkenntnisse aus wirkungsbezogenen Untersuchungen beigetragen, wie sie z.B. im Rahmen der Luftreinhaltepläne oder in speziellen umweltepidemiologischen Studien in Nordrhein-Westfalen durchgeführt werden.
Entsprechend dieser Ausgangssituation ist Nordrhein-Westfalen dem bei der WHO-Konferenz in London 1999 formulierten Vorschlag der Stärkung der lokalen und regionalen Umsetzung von Aktionsprogrammen mit einem eigenen Aktionsprogramm Umwelt und Gesundheit (APUG NRW) nachgekommen.
Für APUG NRW wurden folgende Ziele definiert:
- den umweltbezogenen Gesundheitsschutz zu verbessern
- die umweltbedingten Gesundheitsrisiken minimieren
- die Zusammenhänge zwischen Umweltbelastung und Gesundheit verdeutlichen
- die Entscheidungsträgerinnen und -träger in Politik und Verwaltung für die Zusammenhänge von Umwelt und Gesundheit sensibilisieren
- die Entscheidungskompetenz der Menschen stärken
- neue Formen der Kooperation und des Informationsaustausches fördern.
Die Themenschwerpunkte lagen dabei in den Bereichen „Verkehr, Umwelt und Gesundheit“ und „Gesundes Wohnen“. Insbesondere um die Sensibilisierung von Entscheidungsträgern und der Öffentlichkeit für die Zusammenhänge von Umwelt und Gesundheit zu verbessern, wurde das Querschnittsthema „Dialogstrukturen im umweltbezogenen Gesundheitsschutz“ in das Aktionsprogramm aufgenommen.
Die in der Vergangenheit initiierten und umgesetzten Maßnahmen, Projekte und Arbeitsmaterialien befassten sich mit der Mobilisierung von Minderungspotentialen bei Straßenverkehrslärm und Luftschadstoffen, Kommunikationsinhalten und -formen zum Zusammenhang von Umwelt, Gesundheit und Verkehr, Strategien für einen umwelt- und gesundheitsverträglicheren Verkehr in Ballungsräumen sowie mit den Themen Mobilitätsmanagement und Gesundheitsförderung. Aus dem erfolgreichen Wettbewerb „Gesund mobil“ hat sich unter dem Label „Mobil Profit“ ein eigenständiger Programmschwerpunkt unter Federführung des Verkehrsministeriums gebildet.
Für den Masterplan Umwelt und Gesundheit NRW wurde im Auftrag des MULNV eine Evaluation und Beurteilung der Ergebnisse und Erfahrungen von APUG NRW, im Hinblick auf daraus abzuleitende Anregungen und Handlungsempfehlungen durchgeführt. Im Ergebnis wurden die im Rahmen von APUG NRW entwickelten Strukturen und Arbeitsformen als tragfähig und gut geeignet für eine entsprechende Weiterentwicklung im Masterplan-Prozess bewertet. Hervorgehoben wurde die gute interministerielle Zusammenarbeit sowie eine bürgernahe Kommunikation und Information durch Einbeziehung von Kommunen und Nichtregierungsorganisationen. Das in APUG erprobte Zusammenspiel von Steuerungsgruppe und Arbeitskreisen hat belastbare und hilfreiche Ergebnisse für politische und administrative Entscheidungen geliefert und wird für die Zukunft weiter empfohlen. Die bisherigen Themenschwerpunkte Verkehr, Gesundes Wohnen und Dialogstrukturen im umweltbezogenen Gesundheitsschutz werden weiterhin als aktuell relevante Themen eingestuft. Für den weiteren Masterplan-Prozess wurde eine Fokussierung auf die Themen empfohlen, mit denen die Integration von Umweltbelastung und der Aspekte sozialer und gesundheitlicher Benachteiligung in Städten am besten bearbeitet werden kann.