Masterplan Umwelt und Gesundheit (MPUG) NRW (2013 – 2021)
Der umweltbezogene Gesundheitsschutz hat in Nordrhein-Westfalen seit langem eine hohe Bedeutung. Die Zusammenhänge zwischen Umwelteinflüssen und Gesundheitsbeeinträchtigungen sind hinreichend belegt. Darüber hinaus ist eine sozialräumliche Ungleichverteilung von Umweltbelastungen/-ressourcen und daraus resultierende Gesundheitsbelastung nachgewiesen.
Mit dem Masterplan Umwelt und Gesundheit (MPUG) NRW wurden diese Zusammenhänge aufgegriffen. Resultierend aus einem Auftrag des damaligen Landeskabinetts (2013) wurde das Konzept für einen umweltbezogenen Gesundheitsschutz in NRW erarbeitet und als landesweiter „Masterplan Umwelt und Gesundheit NRW“ in 2016 verabschiedet. Es galt, die hohe Industrie- und Verkehrsdichte im bevölkerungsreichsten Bundesland in Einklang zu bringen mit dem Anspruch der Menschen auf hohe Lebensqualität und Gesundheit sowie dem Erfordernis, wirtschaftliche Standortqualität zu erhalten und zu fördern.
Die Erarbeitung des Masterplans wurde von einer ressort- und fachübergreifenden Koordinierungsgruppe begleitet. Neben den Fachressorts wie Gesundheit, Soziales, Wirtschaft, Stadtplanung, Verkehr, Familie/Sport und Schule und dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz haben Vertreterinnen und Vertreter der Kommunen, der Wirtschaft, der Umweltverbände, Patientenbeauftragte, der Verbraucherinnen und Verbraucher und der Wissenschaft an dem Prozess mitgewirkt.
Als ein integriertes Handlungskonzept, primär für das behördliche Verwaltungshandeln und mit Kommunen als zentrale Handlungsebenen, wurden mit ihm Handlungsfelder beschrieben, Handlungsempfehlungen erarbeitet sowie Strukturen und Prozesse entwickelt und geschaffen, die zu einer Verbesserung des umweltbezogenen Gesundheitsschutzes erforderlich sind.
„Umwelt und Gesundheit“ ist ein sehr breites Themenspektrum, dazu zählen beispielsweise Belastungen des Menschen durch Umweltschadstoffe, Lärm, Emissionen aus Industrie- oder Tierhaltungsanlagen und deren Auswirkung auf die menschliche Gesundheit. Darüber hinaus spielten die sozialen Aspekte der Umweltpolitik - die ungleiche Verteilung von Umweltbelastungen und Umweltressourcen - eine bedeutsame Rolle.
Im MPUG NRW erfolgte eine Auswahl von Querschnitts- und Fachthemen in Hinblick auf die Fragestellungen, bei denen ein ressort- und /oder fachübergreifender Ansatz zu einem Mehrwert gegenüber Einzelaktivitäten der jeweiligen Ressorts bzw. Fachdisziplinen für Umwelt und Gesundheit führt. Weiteres Kriterium war der Aspekt, wie eine Integration der Themen Umwelt, Gesundheit und Soziales zeitnah möglich ist. Berücksichtigt wurde auch, inwieweit Themen bereits im Zusammenhang mit anderen Strategien oder Aktivitäten des Landes bearbeitet wurden. Insbesondere die Fachthemen wurden aufgrund von Aktualität ausgewählt. Insgesamt wurden sieben Handlungsfelder ausgewählt:
- Umweltgerechtigkeit,
- Integrierte Berichterstattung: Umwelt, Gesundheit und soziale Lage,
- Umwelt und Gesundheit in der Planung,
- Verkehr, Umwelt und Gesundheit,
- Luftqualität in Innenräumen: Gesundes Wohnen/ Innenraumluft,
- Schadstoffe in verbrauchernahen Produkten,
- Tierhaltung und gesundheitliche Auswirkungen.
Bisher wurden im Rahmen des Masterplans folgende Produkte erarbeitet bzw. entwickelt:
- Handlungsempfehlungen Tierhaltung und Gesundheit / Kernaussagen,
- Handlungsempfehlungen zur Umweltgerechtigkeit auf kommunaler Ebene,
- Handlungsempfehlungen zur Integrierten Berichterstattung und Planung auf kommunaler Ebene,
- Planspiel zur Lärmaktionsplanung / Bericht,
- Nachbetrachtung des Planspiels zur Lärmaktionsplanung/ Dokumentation,
- Studie zur Erschließung von Potenzialen ortsnaher Grün- und Spielflächen,
- Pilotprojekt für eine integrierte, kommunale Umwelt-, Gesundheits- und Sozialberichterstattung / Abschlussbericht,
- Bestimmung von Schadstoffen in verbrauchernahen Produkten - Human-Biomonitoring (HBM) - im Urin von 2- bis 6-jährigen Kindern aus NRW,
- Förderaufruf zu Urbanem Grün (Grüne Infrastruktur) - Berücksichtigung von Umweltgerechtigkeit (siehe Kapitel 2),
- Internet-Fachportal Innenraumluft,
- Internet-Auftritt „Umwelt-und-Gesundheit.nrw.de“,
- Broschüre zu Umwelt und Gesundheit in Nordrhein-Westfalen „Umweltschutz ist Gesundheitsschutz“,
sowie folgende Veranstaltungen durchgeführt:
- Fachveranstaltung "Keime und Antibiotika/ Resistenzen aus der Tierhaltung und ihre Folgen für die menschliche Gesundheit" (2014),
- Fachveranstaltung „Ruhe weg: Lärm in der Freizeit - Was akzeptiert die Gesellschaft?“ (2014),
- Fachveranstaltung Umweltgerechtigkeit - Handlungsoptionen für NRW (2014),
- Workshop „Wie gelingt Umweltgerechtigkeit?“ (2015),
- Kommunalworkshop Umwelt und Gesundheit in NRW (2016),
- Praxisdialog zu den Potenzialen von Grün- und Spielflächen (2016),
- Praxisdialog zu den Potenzialen von Grün- und Spielflächen (2018),
- Fachveranstaltung „Umwelt-Gesundheit-Soziales - aller guten Dinge sind drei?! - Gute Beispiele integrierter kommunaler Berichterstattung“ (2018, in Kooperation mit dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW),
- Fachveranstaltung zum Thema „Antibiotikaresistenz im Spannungsfeld von Mensch, Tier und Umwelt“ (2018, in Kooperation mit dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW).
- Dialogreihe „Zielkonflikte in innerstädtischen Quartieren aus Sicht des Immissionsschutzes“
Durch die verschiedenen am Masterplan beteiligten Akteure lag und liegt ein großer Wissens- und Erfahrungsschatz vor, der Sensibilität für neue Themen bzw. Handlungsnotwendigkeiten schafft. Der Masterplan fungierte ebenso als Radar, um Handlungserfordernisse frühzeitig zu identifizieren und vorausschauender, präventiv zu agieren. Der Masterplan wurde dabei als langfristiger offener, lernender Prozess angelegt und bildet die Grundlage für die aktuellen Aktivitäten unter der Überschrift „Gemeinsam für Umwelt und Gesundheit in NRW“.