One Health - Antibiotikaresistenz im Spannungsfeld von Mensch, Tier und Umwelt

Antibiotika gehören zu den wichtigsten, unverzichtbaren Medikamenten für die Behandlung von bakteriellen Infektionskrankheiten bei Mensch und Tier. Gleichzeitig warnen immer mehr Institutionen vor einer Zunahme von Antibiotikaresistenzen. Diese können dazu führen, dass bakterielle Infektionen nur noch eingeschränkt bzw. schlimmstenfalls nicht mehr behandelbar sind. Resistenzen gab es schon lange, bevor die Menschen Antibiotika verwendet haben. Resistenzen entstehen durch natürliche Mutationen im Erbgut der Bakterien oder durch Aufnahme von Resistenzgenen aus der Umgebung (Umwelt), die Bakterien untereinander austauschen und dabei weitergeben. Allerdings wird die Entstehung resistenter Bakterien bei Mensch und Tier durch einen übermäßigen und unsachgemäßen Gebrauch von Antibiotika beschleunigt.

Neben der therapeutischen Anwendung von Antibiotika bei Mensch und Tier wird zunehmend auch die Umwelt, als Reservoir für die Entstehung und Selektion von resistenten Bakterien, betrachtet. Durch den Antibiotikaeinsatz in der Human- und Tiermedizin werden Antibiotika und deren Rückstände immer wieder in Umweltkompartimenten gefunden. Neben den Antibiotika können auch antibiotikaresistente Bakterien aus den Ausscheidungen von Mensch und Tier in die Umwelt gelangen. Durch die enge Verbindung zwischen der menschlichen Gesundheit, der Tiergesundheit und der Umwelt ist ein vorsorgendes, sektor- und medienübergreifendes Handeln notwendig - wie es der sogenannte „One-Health-Ansatz“ fordert.

Ziel der nordrhein-westfälischen Landesregierung ist es, die Entstehung und Ausbreitung antibiotikaresistenter Bakterien an der Quelle zu bekämpfen. Dies muss einerseits durch den sachgerechten therapeutischen Einsatz von Antibiotika bei Mensch und Tier gelingen. Andererseits müssen auch Übertragungs- und Verbreitungswege betrachtet werden – hier auch die Rolle der Umwelt.
Im Bereich der Tierhaltung wurden mit der im Jahr 2014 in Kraft getretenen 16. Novelle des Arzneimittelgesetzes bereits beachtliche Erfolge erzielt. Das novellierte Arzneimittelgesetz wird in Nordrhein-Westfalen konsequent umgesetzt und zielt darauf ab, den Einsatz von Antibiotika sukzessive zu reduzieren und auf das zur Behandlung von Tierkrankheiten absolut notwendige Maß zu beschränken. So konnte die Menge der eingesetzten Antibiotika bereits sehr deutlich reduziert werden.
Ein weiteres Thema sind potentielle Gewässerbelastungen: Ab 2019 wird das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) im Auftrag des nordrhein-westfälischen Umweltministeriums Sonderuntersuchungen von Abwasser und Gewässern in Nordrhein-Westfalen auf relevante antibiotikaresistente Bakterien sowie auf Antibiotikarückstände durchführen.
Darüber hinaus hat das nordrhein-westfälische Umweltministerium eine Projektgruppe „Nutztierhaltungsstrategie“ eingerichtet. Diese verfolgt einen umfassenden Ansatz, bei dem die wechselseitigen Einflüsse zwischen Nutztierhaltung und den Faktoren Umwelt, Tierwohl (einschl. Tiergesundheit und Tierarzneimittel), Ökonomie und Soziales miteinander verknüpft und einer zukunftsfähigen, nachhaltigen Nutztierhaltung zugeführt werden sollen.

Im Sinne des „One-Health-Ansatzes“ fand am 23.11.2018 eine gemeinsame Veranstaltung des Umwelt- und Gesundheitsministeriums NRW zum Thema „Antibiotikaresistenz im Spannungsfeld von Mensch, Tier und Umwelt“ statt.
Im Zentrum der Veranstaltung stand der fachübergreifende „One-Health-Ansatz“ und damit verbundene Aspekte zu Übertragungs- und Verbreitungswegen antibiotikaresistenter Bakterien, der Einfluss der Tierhaltung auf die Tiergesundheit, die Rolle der Umwelt, Antibiotikatherapie/Resistenz im Bereich der Tierhaltung und in der Krankenversorgung. An der mit ca. 100 Personen gut besuchten Veranstaltung haben insbesondere Fachleute aus den Bereichen der Human- und Tiermedizin, der Landwirtschaft und dem Umweltschutz teilgenommen. Fachbeiträge sowie die Podiumsdiskussion boten die Gelegenheit zur Information, zur Diskussion und zum Einbringen von Handlungsbedarf und Empfehlungen. So wurde beispielsweise angeregt, eine gemeinsame Internet-Plattform für den „One-Health-Ansatz“ einzurichten und auch die Informationslage der Verbraucherinnen und Verbraucher bezüglich der Notwendigkeit des Antibiotikaeinsatzes zu verbessern.
Die Veranstaltung hat den fachübergreifenden „One-Health-Ansatz“ eindrücklich bestätigt und gezeigt, dass die Vernetzung und Zusammenarbeit der verschiedenen Fachbereiche dringend notwendig ist, um die Gefahr für Mensch und Tier durch die zunehmende Ausbreitung antibiotikaresistenter Bakterien zu bekämpfen.

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